Schulen spüren den demografischen Wandel (Schwäbische Zeitung)

Weniger Fünftklässler im neuen Schuljahr – Rektoren weiterführender Schulen bewerten Zahlen dennoch positiv

Riedlingen uno/mbu/kes/grü Der demografische Wandel hat die Region erfasst und wirkt sich auch auf die Schullandschaft aus. Wo es immer weniger Grundschüler gibt, stehen die weiterführenden Schulen verstärkt im Wettbewerb um die Anmeldungen für die fünfte Klasse. Dennoch weisen manche Schulen in der Raumschaft steigende Anmeldezahlen auf.

In manchen Klassenzimmern wird es künftig etwas leerer werden.

In manchen Klassenzimmern wird es künftig etwas leerer werden. Foto: Julian Stratenschulte/DPA

115 Eltern haben ihre Kinder dieses Jahr am Kreisgymnasium Riedlingen angemeldet, neun mehr als im vergangenen Jahr. Dementsprechend zufrieden zeigt sich Schulleiter Georg Knapp: „Wir freuen uns, dass wir wieder eine Vierzügigkeit anbieten können“, denn wie in den vergangenen Jahren hat auch der kommende Fünferjahrgang vier Klassen. Auch der Anzahl, die sich für den Latein-Zug angemeldet hat, ist mit 20 im Rahmen. Aus dem Rahmen fällt hingegen die hohe Zahl der Anmeldungen für die Singeklasse. 57 Kinder wurden dafür angemeldet, 43 Mädchen und 14 Jungen. Und erstaunlich auch: Alle 115 Kinder wurden für das G9 angemeldet, keines für den achtjährigen Gymnasialzug. Dass das Kreisgymnasium Riedlingen eine Projektschule für das neunjährige Gymnasium ist, werde „immer wertvoller“, meint Knapp.

Erfreuliche Zahlen kann auch der Rektor der Zwiefalter Münsterschule, Armin Masczyk, vermelden. „Es sieht gut aus“, sagt der Schulleiter. In der Langzeitstatistik, die seit 1990 geführt wird, kann die Schule für das neue Schuljahr sogar einen Schüler mehr begrüßen als 1990. „Wir profitieren sehr stark davon, dass wir viele Realschulanmeldungen von Kindern mit einer Gymnasialempfehlung haben“, sagt der Zwiefalter Schulleiter. Im neuen Schuljahr besuchen 18 Schüler die fünfte Klasse der Hauptschule (Vorjahr: 16), für die Realschule sind 26 Kinder (18 im Vorjahr) angemeldet.

„Wir haben 86 Anmeldungen“, sagt Werner Rieber, Schulleiter der Geschwister-Scholl-Realschule in Riedlingen. Eigentlich sei das gut, wenn man die demografische Entwicklung betrachte. Denn dieses Jahr gebe es an allen Grundschulen relativ wenig Viertklässler. Von daher sei er zufrieden, sagt Rieber. Allerdings hat die Anmeldezahl einen Haken. Es wird nur drei fünfte Klassen geben, die dann relativ groß sind. Im vergangenen Jahr waren es 98 Schüler und vier Klassen.

Auch in Bad Buchau spürt man den demografischen Wandel. Rund 25 Grundschüler habe es in diesem Schuljahr weniger gegeben, erklärt Dr. Matthias Hoffmann, Rektor des Progymnasiums Bad Buchau: „Das macht sich schon bemerkbar.“ Wurden im Vorjahr noch 42 Schüler angemeldet, werden nach den Sommerferien voraussichtlich 31 Fünftklässler in zwei Klassen das Buchauer Progymnasium besuchen. Dennoch sei er „sehr, sehr zufrieden“, sagt Hoffmann. Schließlich haben sich in diesem Jahr 43 Prozent der Viertklässler aus dem Federseegebiet für das Progymnasium als weiterführende Schule entschieden. „Allein aus der Grundschule Bad Buchau wechselten 51,4 Prozent auf das Progymnasium“, freut sich der Schulleiter. Im Schuljahr 2013/14 lag die Übertrittsquote im Federseegebiet noch bei 28 Prozent. „Das Vertrauen in das Progymnasium scheint bei den Eltern also recht groß zu sein“, deutet Hoffmann diese Zahlen.

Gleichauf mit dem Progymnasium liegt die Federseeschule Bad Buchau. 31 Anmeldungen verzeichnet Rektorin Elisabeth Sontheimer-Leonhardt für die Jahrgangsstufe fünf der Gemeinschaftsschule. Die neuen Fünfer verteilen sich damit ebenfalls auf zwei Klassen und seien in ihrer Zusammensetzung heterogen, so Sontheimer-Leonhardt. Das heißt, gelernt wird in der Buchauer Gemeinschaftsschule weiterhin „auf grundlegendem Niveau, auf mittlerem wie auf gymnasialem Niveau“. „Im letzten Jahr war die Anmeldezahl minimal größer“, so Sontheimer-Leonhardt, „was insbesondere auf die damals zahlenmäßig wesentlich größeren vierten Klassen vor Ort zurückzuführen ist“.

Steigende Schülerzahlen kann dagegen die Jakob-Emele-Realschule in Bad Schussenried aufweisen. Von 48 Fünftklässlern im Schuljahr 2014/2015 auf 53 Anmeldungen im Vorjahr und 56 in diesem Jahr haben sich die Zahlen nach und nach gesteigert, freut sich Rektor Albrecht Binder. „Das zeigt uns schon, dass die Schulart Realschule einfach nach wie vor ankommt. Gerade im ländlichen Raum hat die Realschule einen hohen Stellenwert und genießt Anerkennung bei Industrie und Handwerk.“ Mit 19 Schülern kommt fast ein Drittel der neuen Fünftklässler aus dem Federseegebiet.

Sowohl die Riedlinger Joseph-Christian-Gemeinschaftsschule als auch die Michel-Buck-Gemeinschaftsschule in Ertingen verzeichnen weniger Anmeldungen als im vergangenen Jahr. Knapp 90 neue Fünftklässler gab es im Schuljahr 2015/16 in Ertingen, in diesem Jahr sind es 69. Schulleiter Markus Geiselhart zeigt sich dennoch zufrieden: „Das ist eine tolle Zahl.“ Es werden somit drei Klassen mit je 23 Schülern gebildet. „Eine schöne Größe“, findet Geiselhart. „Vier Klassen wären von den Räumlichkeiten her fast zu viel gewesen.“

Dass es im Schuljahr 2016/17 rund 20 Fünftklässler weniger gibt als im Vorjahr, erklärt der Schulleiter mit der Landtagswahl. Die Art und Weise, wie das Thema Gemeinschaftsschule im Wahlkampf behandelt worden sei, habe manche Eltern verunsichert. Darüber hinaus habe es aber auch weniger Viertklässler in diesem Schuljahr gegeben. Die „Anmeldequote“ ist dennoch höher. „Von weniger Viertklässlern sind mehr an der Gemeinschaftsschule angemeldet worden“, sagt Geiselhart.

Aber auch aus Bad Saulgau haben sich weniger Eltern für die Michel-Buck-Schule als weiterführende Schule entschieden. Kamen 2015 noch 39 Fünftklässler aus Bad Saulgau, sind es in diesem Jahr etwa 20. Geiselhart weist zudem darauf hin, dass in den nächsten Wochen noch Anmeldungen hinzu kommen können.

Die Riedlinger Joseph-Christian-Gemeinschaftsschule wird im neuen Schuljahr ebenfalls eine fünfte Klasse weniger haben als im vergangenen Jahr. Mit 48 Neuanmeldungen können zwei Klassen gebildet werden. 2015 waren 59 Schüler angemeldet und auf drei Klassen aufgeteilt worden. „Wir sehen es positiv“, sagt Konrektor Oliver Paul. Denn die Schule sei eigentlich nicht auf Dreizügigkeit ausgelegt. So könne man in überschaubaren Gruppen pädagogisch gut arbeiten. Dass es im vergangenen Jahr drei Klassen gegeben habe, „war ein Ausreißer nach oben“, so Paul. Auf der Homepage der Schule heißt es außerdem, dass das Vertrauen von 48 Eltern „ein starker Beweis für ein gutes Konzept“ und für gelungene Informationsveranstaltungen sei.

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