Vermittlung von Werten geschieht vor allem in der Familie

Die Rolle der Eltern bei der Wertevermittlung  war am 24.09.2014 Thema eines Artikels der Schwäbischen Zeitung. Aufgrund des prinzipiellen Charakters der Thematik und dem bleibenden Interesse veröffentlichen wir den Artikel mit einem Kommentar auf der Homepage.

Der Artikel macht deutlich, wie sehr die schulische Arbeit auf die Grundlagen angewiesen ist, die Kinder aus dem Elternhaus mitbringen, und wie sehr die schulische Pädagogik die Unterstützung und Rückendeckung des Elternhauses braucht, um überhaupt Wirkungen in der Werteerziehung hervorzubringen.

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Julia Kirchner schreibt in der SZ :

Vechta – (dpa) – Einfühlsam, hilfsbereit, ehrlich und gerecht: Fast allen Eltern ist es wichtig, ihrem Kind Werte mitzugeben. Ob das klappt, hängt vor allem davon ab, wie wichtig Erwachsene sie selbst nehmen. „Kinder und Jugendliche übernehmen in dieser Hinsicht sehr viel von den Eltern“, sagte Margit Stein. Sie ist Diplom-Pädagogin und lehrt an der Universität Vechta. Schon im Kindergartenalter hätten Mädchen und Jungen eine sehr feine Antenne dafür, wie Mutter und Vater mit ihnen selbst, Freunden, der Nachbarin oder dem Verkäufer umgehen. Dabei schauen sie sich eine Menge ab – im Guten wie im Schlechten. „Studien haben beispielsweise gezeigt, dass politische Einstellungen stark auf den Nachwuchs abfärben.“ Rechtsradikale Ansichten fänden sich so auch bei den Kindern.

Die Vermittlung von Werten geschieht auf zwei Arten: direkt und indirekt. Gibt es zum Beispiel Streit in einer Gruppe, können Eltern direkt das Thema Gerechtigkeit ansprechen. So vermitteln sie dem Kind, dass es wichtig ist, dass keiner übergangen wird. Indirekt prägen sie ihr Kind durch ihre Vorbildfunktion: Wie gehen Eltern miteinander um? Werden Konflikte auf Augenhöhe gelöst oder lässt einer den anderen nicht zu Wort kommen? „Die indirekte Art prägt Kinder stärker als die direkte“, sagte Stein. Kritisch wird es, wenn sich direkte und indirekte Wertevermittlung widersprechen: Wenn Eltern also Gerechtigkeit predigen, anderen gegenüber aber nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind. Das bringe Kinder ins Schleudern.

Ehrlichkeit spielt eine große Rolle

Dass Kindern bestimmte Werte sehr wichtig sind, zeigt auch der dieser Tage in Berlin vorgestellte Kinderwertemonitor. Hierfür wurden im Auftrag des Kinderhilfswerks Unicef und der Zeitschrift „Geolino“ rund 1000 Kinder zwischen sechs und 14 Jahren sowie ihre Eltern befragt. Demnach sind für rund drei Viertel der Kinder Familie und Freunde das Wichtigste. Auch Vertrauen, Geborgenheit, Ehrlichkeit und Gerechtigkeit nehmen einen wichtigen Stellenwert ein. Bei der Frage, wer für die Vermittlung von Werten zuständig ist, nennen Kinder die Eltern an erster Stelle (98 Prozent). Großeltern folgen auf Platz zwei (81 Prozent).

Die Vermittlung von Werten passiere fortlaufend im Alltag, sagte Stein. Sie empfiehlt Eltern, bestimmte Dinge immer wieder aufzugreifen: „Etwa, wenn ich meine Tochter beim Lügen erwische.“ Daraus könne sich ein Gespräch entwickeln, warum man sich manchmal besser darzustellen versucht oder warum man sich für manche Sachen schämt.

Die Eltern sind natürlich nicht die einzigen Personen im Leben, die Einfluss auf die Wertvorstellungen ihres Nachwuchses nehmen: Großeltern, andere Kinder, Erzieher und Lehrer spielen ebenso eine Rolle. Doch was passiert, wenn Kinder zu Hause das eine lernen, in der Schule aber etwas ganz Anderes? „Sie lernen, mit dieser Pluralität umzugehen“, so Stein. Eltern sollten in diesem Fall andere Werte nicht schlechtreden, sondern dem Kind erklären: „Wir machen es so, andere machen es so.“ Wichtig ist zu begründen, warum man in der Familie bestimmte Haltungen vertritt. Das schafft Klarheit und hilft Kindern dabei, mit unterschiedlichen Wertvorstellungen klarzukommen.

Text: SZ

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